Vergißmeinnicht, WAB 93 ist eine Kantate von Anton Bruckner aus dem Jahr 1845.
Geschichte
Während seines Aufenthalts in Kronstorf komponierte Bruckner 1845 die erste Fassung dieser Kantate als „Musikalischer Versuch nach dem Kammer-Styl“, die er als „Candidatus für seine Lehrbefähigungsprüfung“ signierte. Bruckners Prüfung, die am 27. und 28. Mai 1845 in Linz abgehalten wurde, war erfolgreich.
Eine leicht geänderte zweite Fassung wurde Alois Knauer, dem Pfarrer von Kronstorf, gewidmet. Die Aufführung fand am 21. Juni 1845 (Knauers Namenstag) oder am Vorabend statt.
Die dritte Fassung mit dem Titel „Vergißmeinnicht“ wurde an Friedrich Mayer, den damaligen Pfründner und Chorleiter des Stifts St. Florian, geschickt, um ihn an das Versprechen zu erinnern, Bruckner nach seiner erfolgreichen Lehrerprüfung eine Anstellung im Stift zu verschaffen. Es ist nicht bekannt, wann es aufgeführt wurde.
Die Handschriften der ersten und zweiten Fassung werden in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt. Die Handschrift der dritten Fassung wird im Archiv des Stifts St. Florian aufbewahrt. Ein Faksimile der dritten Fassung wurde zuerst in Band I, S. herausgegeben. 286–300 der Göllerich/Auer-Biographie.
Die drei Fassungen der Kantate sind in Band XXII/1 Nr. 1 der Gesamtausgabe'.
Text
Das Werk basiert auf dem elfstrophigen Gedicht Die Mutter und ihr Kind von W. Dobelbaur.
Einstellung
Die Kantate in D-Dur ist besetzt mit gemischtem Chor, Solisten und Klavier. Das 149 Takt lange Werk besteht aus sieben Sätzen:
- Eingangschor: Es blühten wunderschön auf der Aue – vierstimmiger gemischter Chor
- Recitative: Der Knabe saß hold auf der Mutter Schooß – Sopran und Alt
- Arie: Sie küsste den Knaben herzlich – Sopran und Alt
- Duet: Die Mutter erfreute das freudige Schweben – Sopran und Alt, Allegro
- Quartett: Verborgen unter blumiger Hülle – Sopran, Alt, Tenor und Bass
- Duett: Die ringelt' und raschelt' im Grase fort – Tenor und Bass, Moderato
- Schlußchor: Wie welkt ein Blümchen im Morgenroth – achtstimmiger gemischter Chor a cappella, Andante
Die dritte Fassung ist 7 Takte kürzer (142 Takte), und das erste Duett: Sopran und Alt, wird durch ein Duett Sopran und Tenor ersetzt.
Literatur
- August Göllerich: Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffens-Bild, ca. 1922 – posthum herausgegeben von Max Auer bei G. Bosse, Regensburg 1932.
- Uwe Harten: Anton Bruckner. Ein Handbuch. Residenz Verlag, Salzburg 1996, ISBN 3-7017-1030-9.
- Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXII/1: Kantaten und Chorwerke I (1845–1855), Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Franz Burkhart, Rudolf H. Führer und Leopold Nowak (Hrsg.), Wien 1987 (Verfügbar auf IMSLP: Neue Gesamtausgabe, XXII/1. Kantaten und Chorwerke Teil 1: Nr. 1-5).
- Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.
- Crawford Howie: Anton Bruckner – A documentary biography, Online überarbeitete Ausgabe.
Weblinks
- Vergissmeinnicht, WAB 93: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Musikalischer Versuch nach dem Kammer-Styl D-Dur, WAB 93 a/b, Vergißmeinnicht D-Dur, WAB 93c – Kritische Diskografie von Hans Roelofs
Eine Wiedergabe der Kantate mit Notationssoftware ist zu hören auf Vergissmeinnicht, WAB 93c – entire chorus practice
Einzelnachweise




